Kontrollzwang

Ein Kontrollzwang beruht auf einer übergroßen Angst vor möglichen Gefahren und Risiken, die durch die Kontrollhandlungen selbst chronifiziert und aufrechterhalten wird.

Kontrollzwänge sind Zwangsstörungen, bei denen Betroffene immer wieder den Drang verspüren, bestimmte Kontrollhandlungen oder Überprüfungen auszuführen, um Ihre damit verbundene Angst, massive Anspannung oder ein inneres Unbehagen zu reduzieren.

Kontrollzwang – Überprüfen von Türen und Schlössern

Betroffene kontrollieren wiederholt, ob Türen, Fenster oder Autos zu und abgeschlossen sind, um sicherzustellen, dass kein Einbruch oder Schaden passiert.

Stell dir vor, jemand hat ständig Angst, dass die Haustür nicht richtig abgeschlossen ist und jemand einbrechen könnte. Diese Angst ist sehr stark, auch wenn die Person eigentlich weiß, dass sie die Tür schon abgeschlossen hat.

Ablauf des Tür-und-Schlösser-Kontrollzwang:

1. Angstgedanke: der/die Betroffene denken z.B.: „Was ist, wenn die Tür nicht richtig zu ist? Vielleicht kann jemand einbrechen.“
2. Unwohlsein: Dieser Gedanke macht nervös oder ängstlich.
3. Kontrollverhalten: Um die Angst loszuwerden, geht der/die Betroffene zur Tür und überprüft, ob sie wirklich abgeschlossen ist.
4. Kurzfristige Erleichterung: Wenn man kontrolliert hat, ob die Tür zu ist, stellt sie sich für einen kurzen Moment Erleichterung ein.
5. Wiederkehrende Angst: Nach kurzer Zeit kommt der Gedanke aber wieder: „Aber was, wenn ich es falsch gesehen habe? Vielleicht ist die Tür doch nicht richtig zu.“
6. Wiederholtes Kontrollieren: Um die Angst zu beruhigen, geht der/die Betroffene erneut zur Tür und überprüft sie nochmal. Dieser Zyklus kann sich viele Male wiederholen.

Der Kontrollzwang entsteht, weil der/die Betroffene die Tür immer wieder überprüfen muss, um ihre Angst zu beruhigen. Selbst das ständige Kontrollieren schafft nur für kurze Zeit ein sicheres Gefühl. Die Angst kommt immer wieder und führt dazu, das Verhalten zu wiederholen.

Kontrollzwang – Kontrollieren von Elektrogeräten

Sehr oft äußern sich Kontrollzwänge auch in der Überprüfung von Haushaltsgeräten wie dem Herd, Bügeleisen oder anderen elektronischen Geräten, aus Angst vor einem Brand oder einer elektrischen Störung.

Die Betroffenen machen sich ständig Sorgen, dass ein Gerät, zum Beispiel der Herd, noch an ist und ein Feuer ausbrechen könnte.

Ablauf des Kontrollzwangs bei Elektrogeräten:

1. Angstgedanke: „Habe ich den Herd wirklich ausgemacht? Was ist, wenn er noch an ist und es ein Feuer gibt?“
2. Unwohlsein: Diese Gedanken lösen Nervosität und Ängstlichkeit aus.
3. Kontrollverhalten: Um die Angst loszuwerden, wird überprüft, ob der Herd auch wirklich aus ist.
4. Kurzfristige Erleichterung: Nach dem Überprüfen schafft das nur für kurze Zeit ein Gefühl der Besserung und Beruhigung.
5. Wiederkehrende Angst: Nach kurzer Zeit kommen die Gedanken aber wieder: „Was ist, wenn ich es falsch gesehen habe? Vielleicht ist der Herd doch noch an.“
6. Wiederholtes Kontrollieren: Alles beginnt von vorne.

Der/die Betroffene hat immer wieder die gleiche Angst, dass der Herd noch an sein könnte und etwas Schlimmes passiert. Um sich sicher zu fühlen, kontrolliert man das Gerät mehrfach, auch wenn man eigentlich weiß, dass es aus ist. Die Kontrolle beruhigt nur für kurze Zeit, und die Angst kommt schnell zurück. So entsteht der Zwang, immer wieder zu überprüfen.

Kontrollzwang bei Lichtschaltern

Betroffene kontrollieren mehrfach, ob das Licht an oder aus ist, um Energieverschwendung oder einen elektrischen Kurzschluss zu vermeiden.

Kontrollzwang Wasserhähne und Gasventile

Dies führt entsprechend zu einem ständigen Überprüfen, ob Wasserhähne abgedreht sind oder das Gas sicher abgestellt ist, aus Angst vor Überschwemmungen oder Gaslecks.

Kontrollzwänge beim Lesen oder Schreiben

Die Kontrollproblematik besteht hier oft darin, dass wiederholt überprüft wird, ob ein Text richtig gelesen oder geschrieben wurde, um sicherzustellen, dass keine Fehler gemacht wurden.

Kontrollzwänge beim Lesen oder Schreiben funktionieren so, dass die Person ständig Angst hat, etwas falsch zu machen oder nicht richtig verstanden zu haben. Das führt dazu, Texte oder geschriebene Worte immer wieder zu überprüfen.

Ablauf eine Kontrollzwangs beim Lesen oder Schreiben:

1. Angstgedanke: „Was, wenn ich einen Fehler beim Schreiben gemacht habe?“ oder „Habe ich den Text wirklich richtig gelesen und verstanden?“
2. Unwohlsein: Diese Gedanken lösen starke Unsicherheit oder Unruhe aus.
3. Kontrollverhalten: Um die Angst zu beruhigen, wird der Text erneut durchgelesen oder das Geschriebene überprüft, um sicherzugehen, dass alles richtig ist.
4. Kurzfristige Erleichterung: Nach der Überprüfung stellt sich kurzzeitig ein Gefühl der Sicherheit ein.
5. Wiederkehrende Angst: Die Angst kommt aber schnell zurück: „Habe ich wirklich alles richtig gelesen?“ oder „Was, wenn ich doch einen Schreibfehler übersehen habe?“
6. Wiederholtes Kontrollieren: Danach beginnt der Vorgang von vorne. Dieser Zyklus kann sich viele Male wiederholen.

Der/die Betroffene hat ständig Angst, beim Lesen oder Schreiben Fehler zu machen oder etwas Wichtiges zu übersehen. Deshalb wird alles immer wieder überprüft, obwohl sie weiß, dass sie es richtig gemacht hat. Das Kontrollieren hilft aber nur kurz, und die Angst kommt schnell zurück, was zu wiederholtem Lesen oder Überprüfen führt.

Sicherheits- und Warnhinweise als Inhalte von Kontrollzwängen

Hier äußert sich der Zwang darin wiederholt auf Verkehrsschilder, Sicherheitswarnungen oder Medikamente zu achten, um zu verhindern, dass man einen Fehler macht und sich selbst oder anderen Schaden zugefügt.

Überprüfung von Erinnerungen oder Aufgaben

Betroffene prüfen ständig, ob sie eine Aufgabe erledigt haben, z. B. ob sie die E-Mail richtig geschrieben oder das Haustier gefüttert haben.

Der Kontrollzwang beim Überprüfen von Erinnerungen funktioniert so, dass die Person ständig Zweifel hat, ob sie sich richtig an etwas erinnert oder ob sie eine Aufgabe wirklich erledigt hat.

Ablauf dieses Kontrollzwangs:

1. Angstgedanke: „Habe ich das wirklich gemacht?“ oder „Erinnere ich mich richtig an das, was passiert ist?“
2. Unwohlsein: Diese Zweifel machen den/die Betroffene unsicher und nervös. Sie lösen die Angst aus, sich falsch zu erinnern oder etwas Wichtiges vergessen.
3. Kontrollverhalten: Um die Angst zu beruhigen, denkt der/die Betroffene immer wieder über die Erinnerung nach und geht im Kopf ständig durch, was passiert ist.
4. Kurzfristige Erleichterung: Nach dem “Durchdenken” des Ereignisses oder der Aufgabe, stellt sich kurzzeitig ein Gefühl von Sicherheit ein.
5. Wiederkehrende Angst: Die Unsicherheit kommt aber schnell zurück: „Was, wenn ich mich doch falsch erinnere?“ oder „Was, wenn ich etwas vergessen habe?“
6. Wiederholtes Kontrollieren: Der/die Betroffene denkt immer wieder über die gleiche Erinnerung nach und überprüft sie im Kopf viele Male, um sicherzugehen, dass alles stimmt.

Der/die Betroffene hat ständig Angst, dass Erinnerungen falsch sind oder wichtige Dinge vergessen wurden. Um sicherzugehen, werden Gedanken immer wieder überprüft. Beruhigung stellt sich nur für kurze Zeit ein, der Kreislauf beginnt von vorn.

Gesundheitsbezogene Kontrollen

Manche Betroffene haben ein ähnliches Symptombild wie bei Hypochondrie oder beim Somatisierungssyndrom und überprüfen regelmäßig ihren Körper (z. B. Puls, Atmung) oder suchen medizinische Informationen, um sicherzugehen, dass sie gesund sind.

Vorherrschendes Kennzeichen hypochondrischer Kontrollzwänge ist eine beharrliche Beschäftigung mit der Möglichkeit, an einer oder mehreren schweren und fortschreitenden körperlichen Krankheiten zu leiden. Die Patienten manifestieren anhaltende körperliche Beschwerden oder anhaltende Beschäftigung mit ihren körperlichen Phänomenen.

Normale oder allgemeine Körperwahrnehmungen und Symptome werden von dem betreffenden Patienten oft als abnorm und belastend interpretiert und ständig kontrolliert. Die Aufmerksamkeit ist dabei meist auf ein oder zwei Organe oder Organsysteme des Körpers fokussiert.

Kontrolle von Personen oder Situationen

Zwanghaftes Überprüfen, ob Angehörige oder wichtige Personen sicher und in Ordnung sind (z. B. häufige Anrufe oder Nachrichten) oder kontrollieren ob sie zuhause sind (wobei das nicht durch Eifersucht erklärbar wird).

Der Kontrollzwang bei der Kontrolle von Personen oder Situationen funktioniert so, dass man ständig Angst hat, dass jemandem etwas passieren könnte oder eine Situation gefährlich ist. Dies wird immer wieder überprüft.

Ablauf des Kontrollzwangs bei Personen oder Situationen:

1. Angstgedanke: „Was ist, wenn meiner Familie oder Freunden etwas passiert?“ oder „Ist diese Situation sicher?“
2. Unwohlsein: Diese Gedanken machen den/die Betroffenen ängstlich und nervös. Es weckt die Angst, die Kontrolle zu verlieren oder nicht genug aufzupassen.
3. Kontrollverhalten: Um die Angst zu beruhigen, werden z. B. ständig die Familienmitglieder oder Freunde angerufen, um sicherzugehen, dass es ihnen gut geht und nachzufragen, ob alles in Ordnung ist, oder die Situation zu überprüfen, in der sie sich befindet.
4. Kurzfristige Erleichterung: Wenn die Betroffenen hören, dass alles gut ist oder die Situation sicher aussieht, fühlten sie sich für einen Moment beruhigt.
5. Wiederkehrende Angst: Die Angst kommt aber bald zurück: „Was, wenn doch etwas passiert ist?“ oder „Ist es wirklich so sicher, wie ich dachte?“
6. Wiederholtes Kontrollieren: Dann Stellt sich der Zweifel/ Angstgedanke wieder ein. Man ruft wieder an, schreibt Nachrichten oder überprüft die Situation erneut. Das kann viele Male passieren.

Der/die Betroffene hat ständig Angst, dass jemand in Gefahr ist oder eine Situation nicht sicher genug ist. Um sich sicherer zu fühlen, wird immer wieder kontrolliert, ob alles in Ordnung ist, auch wenn man eigentlich schon weiß, dass nichts passiert ist. Die Kontrolle bringt nur kurze Beruhigung, und die Angst kehrt schnell zurück, sodass der Kontrollzwang weitergeht.