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Klimaangst und Frames

Klimaangst und Frames Jürgen Junker Psychologe Aschaffenburg

Klimaangst und Frames verschärfen die Deadline für die Zukunft: Das Gefühl von Dringlichkeit und Verantwortung setzt Menschen unter Druck, während die Zahl der Jahre, zu einem eigenen Mythos wird.

Wie beeinflusst die gefühlte Zeitknappheit die Klimaangst, Klimadepression und den individuellen Stress? Was brauchen wir um aus der Klimaangst zu kommen und die Klimakrise besser angehen zu können?

Klimaangst und Frames verschärfen die Deadline für die Zukunft

Die ständige Präsenz von „Kipppunkten“ und ultimativen Deadlines in der Klimakommunikation verstärkt das Gefühl einer tickenden Uhr – ein Countdown, der kollektive Klimaängste antreibt und das Handeln gleichzeitig lähmen und motivieren kann. Das framing von Klimathemen mit Endzeit-Vorhersagen und dem „Point of No Return“ schafft ein enormes psychologisches Gewicht: Die Vorstellung einer unverrückbaren Frist erzeugt Dringlichkeit, doch in ihrer Schärfe fördert sie auch Resignation und Überforderung.

Während einige Menschen unter dem Druck der “wenigen verbleibenden Jahre” sofortige Aktionen fordern, fühlen sich andere durch diese intensive Dramatik handlungsunfähig und zurückgelassen. Die Frage bleibt: Wie können wir die richtigen Maßnahmen ergreifen, ohne unter der Last gefühlter Deadlines zu zerbrechen?

KlimaangstFrames und Narrative

Klimaangst wird durch verschiedene kommunikative Frames verstärkt, die das Thema emotional aufladen und die Dringlichkeit akzentuieren. Die häufig genutzte Deadline- und Kipppunkt-Rhetorik vermittelt das Bild einer „letzten Chance“ und erzeugt den Eindruck, dass uns nur ein begrenztes Zeitfenster bleibt, um irreversible Schäden abzuwenden.

In Verbindung mit dem Generationen-Frame, der Verantwortung für die Zukunft in den Vordergrund stellt, und dem Verlust-Frame, der den möglichen unwiederbringlichen Verlust wertvoller Ökosysteme betont, entsteht ein Gefühl moralischer Dringlichkeit und Verantwortung.

Gleichzeitig ruft der apokalyptische Frame existenzielle Ängste hervor, während der Lösungs-Frame Hoffnung auf greifbare Veränderungen macht. Zusammengenommen fordern diese Frames sofortiges Handeln und bauen dabei eine emotionale Spannung auf, die sowohl motivieren als auch überwältigen kann.

Klimaangst und Frames: Zeitdruck und Dringlichkeit (Deadline-Frame)

  • Frame-Inhalt: Der „Deadline-Frame“ betont die begrenzte Zeit, um irreversible Schäden an der Umwelt zu vermeiden. Das Narrativ suggeriert, dass nach einer bestimmten Frist eine Wende in der Klimakrise nicht mehr möglich sein wird, weil wichtige Kipppunkte erreicht sind.
  • Wirkung: Dieser Frame erzeugt ein Gefühl der Eile und motiviert dazu, dass jetzt gehandelt werden muss. Es wird vermittelt, dass zögern oder aufschieben nicht länger vertretbar ist und dass sofortige, entschlossene Maßnahmen nötig sind, um katastrophale Konsequenzen zu vermeiden.

Klimaangst und Frames: Point of No Return (Kipppunkt-Frame)

  • Frame-Inhalt: Der „Kipppunkt-Frame“ hebt hervor, dass die Klimakrise bald ein Stadium erreichen könnte, nach dem selbst drastische Maßnahmen nicht mehr effektiv sind. Kipppunkte wie das Schmelzen des arktischen Eises oder das Absterben des Amazonas-Regenwaldes werden als Wendepunkte genannt, nach denen es kein Zurück gibt.
  • Wirkung: Dieser Frame verstärkt das Bewusstsein, dass wir uns auf einem schmalen Grat bewegen. Die Vorstellung eines „Point of No Return“ ruft existenzielle Ängste hervor und appelliert an das Verantwortungsbewusstsein für kommende Generationen, um zu verhindern, dass die Krise außer Kontrolle gerät.

Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen (Generationen-Frame)

  • Frame-Inhalt: Der Generationen-Frame macht deutlich, dass die Zeit knapp ist, um eine lebenswerte Welt für zukünftige Generationen zu sichern. Oft werden dabei Kinder oder Enkel erwähnt, für die die heutige Generation eine moralische Verpflichtung hat.
  • Wirkung: Dieser Frame verknüpft die Zeitknappheit mit einem moralischen Appell. Indem er künftige Generationen in den Vordergrund rückt, fordert er Verantwortung und setzt Menschen unter Druck, heute nachhaltige Entscheidungen zu treffen, um ihren Nachkommen eine lebendige und gesunde Umwelt zu hinterlassen.

Klimaangst und Frames: Katastrophenvermeidung (Apokalyptischer Frame)

  • Frame-Inhalt: Der apokalyptische Frame beschreibt die Klimakrise als potenziellen Auslöser für apokalyptische Szenarien wie extreme Wetterereignisse, Massenmigration, Nahrungsmittelknappheit und gesellschaftliche Zusammenbrüche. Die Zahl „X Jahre“ wird hier als die letzte Phase der Abwendung einer globalen Katastrophe dargestellt.
  • Wirkung: Dieser Frame verstärkt die Wahrnehmung von Gefahr und fordert sofortiges Handeln als Mittel zur Vermeidung eines dystopischen Zukunftsbildes. Die Verbindung zu konkreten Szenarien erhöht die emotionale Intensität und ruft die Furcht vor einer unkontrollierbaren Klimakatastrophe hervor.

Schuld-Frame

  • Frame-Inhalt: Der Schuld-Frame stellt die gegenwärtige Generation als letzte Instanz dar, die die Klimakrise aufhalten kann. Indirekt vermittelt dieser Frame, dass unterlassene Taten und Zögern künftige Generationen und Menschen weltweit mit den Konsequenzen alleinlassen. Diese X Jahre werden als „letzte Chance“ gesehen, um unserer Verantwortung gerecht zu werden.
  • Wirkung: Der Frame wirkt, indem er Schuldgefühle und ein Verantwortungsbewusstsein erzeugt. Er appelliert an die ethische Seite der Zuhörenden und vermittelt die Dringlichkeit, weil das Zögern als unmoralisch und rücksichtslos dargestellt wird.

Klimaangst und Frames: Machbarkeit und Hoffnung (Lösungs-Frame)

  • Frame-Inhalt: Der Lösungs-Frame kombiniert die Dringlichkeit mit der Hoffnung, dass die Klimakrise noch abgewendet werden kann, wenn wir gemeinsam jetzt handeln. Die „X Jahre“ werden hier als Zeitrahmen beschrieben, in dem koordinierte, wissenschaftlich basierte Maßnahmen die Wende noch schaffen können.
  • Wirkung: Dieser Frame ermutigt und motiviert, indem er vermittelt, dass Lösungen in greifbarer Nähe liegen und noch umsetzbar sind. Er ruft Menschen dazu auf, positiv und lösungsorientiert zu denken und ihre Rolle als Teil der Lösung zu erkennen.

Klimaangst und Frames: Unumkehrbare Verluste (Verlust-Frame)

  • Frame-Inhalt: Der Verlust-Frame hebt die Dinge hervor, die verloren gehen könnten, wenn wir die X Jahre nicht nutzen, etwa die Artenvielfalt, natürliche Lebensräume und ein stabiles Klima. Er stellt den Verlust als endgültig dar und betont, dass nach Ablauf dieser Zeit bestimmte ökologischen Schäden unumkehrbar sind.
  • Wirkung: Der Verlust-Frame erzeugt eine emotionale Bindung an das, was wir möglicherweise für immer verlieren könnten. Er erzeugt Trauer und Bedauern, aber auch den Wunsch, wertvolle Ressourcen, Ökosysteme und ein lebenswertes Leben zu erhalten.

eDurch die Frames und Narrative wird die Wahrnehmung von Gefahr und das Gefühl von fehlender Kontrolle drastisch verstärkt und die Dringlichkeit der Klimakrise betont. Zugleich steigt das Gefühl der Ohnmacht. Daher ist es wichtig Strategien zu entwickeln, die Angst reduzieren und die Selbstwirksamkeit stärken. Das hilft besser mit diesen Gefühlen umzugehen und Klimaangst produktiv zu bewältigen. Nur so bekommen wir auch die Klimakrise in den Griff. Hier finden Sie: Seminare für eine bessere Kommunikation.