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die heilige Dreieinigkeit des Hirns

Der Frame des „Dreieinigen Gehirns“ verspricht einfache Erklärungen für komplexe menschliche Emotionen und Verhaltensweisen, entpuppt sich jedoch oft als vereinfachende Verzerrung der Realität.

Während die evolutionären Wurzeln unseres Verhaltens beleuchtet werden, bleibt die dynamische Interaktion zwischen verschiedenen Hirnregionen und externen Einflüssen im Schatten. Warum sollten wir vorsichtig sein, wenn wir den simplen Narrativen des Triune Brain Glauben schenken?

Zirkelschluss

Ein Zirkelschluss (auch Zirkuläres Argument oder Zirkularität) ist ein logischer Fehlschluss, bei dem die Schlussfolgerung in den Prämissen bereits enthalten ist oder diese auf eine Weise voraussetzt. In einem Zirkelschluss wird ein Argument so formuliert, dass es sich selbst bestätigt, ohne unabhängige Beweise oder Erklärungen zu liefern. Dies führt zu einem Argumentationskreis, der keine neuen Informationen oder Einsichten bietet.

Wenn die heilige Dreieinigkeit des Hirns…

Der Frame des Triune Brain, oder „Dreieiniges Gehirn“, wurde vom Hirnforscher Paul MacLean in den 1960er Jahren entwickelt und beschreibt das menschliche Gehirn als aus drei evolutionär unterschiedlichen Teilen zusammengesetzt: dem Reptiliengehirn, dem limbischen System und dem Neokortex. Während dieser Ansatz versucht, die Komplexität des menschlichen Verhaltens zu erklären, enthält er mehrere Zirkelschlüsse und problematische Vereinfachungen.

…die heilige Dreieinigkeit des Hirns erklärt

Evolutionspsychologische Annahme

Zirkelschluss: Die Theorie unterstellt, dass Verhaltensweisen, die als „primitiv“ oder „instinktiv“ betrachtet werden, direkt auf das Reptiliengehirn zurückzuführen sind. Das bedeutet, dass Verhalten, das in der Gegenwart beobachtet wird, als Beweis für die Funktionsweise dieser alten Gehirnstruktur interpretiert wird.

Problem: Diese Sichtweise ignoriert die Tatsache, dass menschliches Verhalten von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird, darunter soziale, kulturelle und individuelle Unterschiede. Der Zirkelschluss besteht darin, dass beobachtetes Verhalten immer wieder als Bestätigung für die Annahme eines hierarchischen, evolutionären Modells dient, anstatt auch andere Erklärungen in Betracht zu ziehen.

Vereinfachung komplexer Prozesse

Zirkelschluss: Der Frame des Triune Brain vereinfacht die Interaktionen zwischen den verschiedenen Hirnregionen und stellt sie als klar voneinander getrennt dar, wobei jede Region spezifische Funktionen zugewiesen bekommt. So wird beispielsweise angenommen, dass das limbische System allein für emotionale Reaktionen verantwortlich ist.

Problem: Diese Trennung führt zu einem Zirkelschluss, da die Komplexität der neuronalen Netzwerke und der Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Hirnregionen ignoriert wird. Die Idee, dass jede Hirnregion spezifische, isolierte Aufgaben hat, wird ständig als Bestätigung für die ursprüngliche Theorie verwendet, auch wenn neuere Erkenntnisse zeigen, dass emotionale und kognitive Prozesse stark miteinander verflochten sind.

Reduktion von Emotionen und Verhalten

Zirkelschluss: Das Dreieinige Gehirn modelliert emotionale Reaktionen als direkte Produkte der Aktivität des Reptiliengehirns oder des limbischen Systems. Das bedeutet, dass emotionale Reaktionen als biologisch determiniert betrachtet werden, was oft zur Schlussfolgerung führt, dass Menschen nur durch primitive Instinkte geleitet werden.

Problem: Diese Sichtweise erzeugt einen Zirkelschluss, indem sie Verhalten und Emotionen ausschließlich durch diese biologischen Strukturen erklärt, ohne den Einfluss von Vernunft, Lernen und sozialen Interaktionen zu berücksichtigen. Wenn emotionale Reaktionen als Beweis für die Existenz dieser Hirnregionen herangezogen werden, bleibt der Einfluss kognitiver Prozesse, Umwelteinflüsse und individueller Erfahrungen unberücksichtigt.

Evolutionäre Übertragung

Zirkelschluss durch evolutionäre Argumentation
Der Frame des Triune Brain legt nahe, dass die evolutionären Ursprünge der verschiedenen Gehirnregionen direkt die gegenwärtigen Verhaltensweisen und emotionalen Reaktionen von Menschen bestimmen. Dies bedeutet, dass die Existenz des „Reptiliengehirns“ als Begründung für bestimmte menschliche Handlungen herangezogen wird.

Problem: Diese Argumentation führt zu einem Zirkelschluss, da moderne Verhaltensweisen immer wieder durch einen rückblickenden, evolutionären Kontext erklärt werden, ohne zu berücksichtigen, dass Menschen sich in sozialen und kulturellen Umfeldern entwickeln und anpassen, die nicht einfach auf evolutionäre Ursprünge zurückgeführt werden können. Dadurch wird die Vielfalt menschlicher Erfahrungen und die Komplexität ihrer Entstehung ignoriert.

Grenzen einer vereinfachten Perspektive

Der Frame des Triune Brain bietet eine vereinfachte Sicht auf die komplexen Zusammenhänge im menschlichen Verhalten und Emotionen. Die häufigen Zirkelschlüsse, die aus dieser Theorie resultieren, verdeutlichen die Gefahr, die in der Überbetonung biologischer Erklärungen liegt. Indem beobachtetes Verhalten als Bestätigung für die Annahmen des Modells verwendet wird, wird die tatsächliche Komplexität menschlichen Erlebens und Verhaltens ignoriert. Ein umfassenderes Verständnis der Neurowissenschaften erfordert daher eine Berücksichtigung der vielfältigen Wechselwirkungen zwischen biologischen, sozialen und kulturellen Faktoren.